Ein eigenes Cafe oder Restaurant, davon träumen viele. Meike Hempe hat bereits mit Anfang 20 darauf hingearbeitet. Sie machte eine Ausbildung zur Hotelfachfrau und ihren Meister im Gastgewerbe. Mit Freunden gründete sie eine Gastronomie in Dänemark und arbeitete anschließend im Gröpelinger Weinladen Camvino. Dort kündigte sie und erfuhr gleichzeitig, dass das ehemalige Café Schnack neue Pächter suchte. Zusammen mit Geschäftspartner Florian Pauer ergriff sie die Gelegenheit und betreibt seit kurzem in Oslebshausen die Schnackbar.
Die Schnackbar – direkt am Oslebshauser Markt Foto: Julian Elbers
Wolltest du eigentlich immer schon ein eigenes Café oder eine Kneipe aufzumachen?
Auf jeden Fall. Schon während meiner Ausbildung, die ich von 2010 bis 2013 im Bremer Maritim Hotel machte, wusste ich, das will ich und das kann ich auch. Außerdem wollte ich meine eigenen Vorstellungen vom Gastgeber sein verwirklichen.
Meike Hempe bedient am runden Tisch, der Platz für bis zu 9 Personen bietet. Foto: Julian Elbers
Wie sind denn deine Vorstellungen vom Gastgeber sein?
Für mich fehlt beim perfekten Service manchmal die Herzlichkeit. Gehobene Küche und lockerer Umgang müssen sich nicht ausschließen. Genau das wollen wir hier umsetzen: gute Küche, leicht zugänglich, aber ohne das ganze Brimborium wie weiße Tischdecken. Mich hat immer gestört, dass dadurch viele Leute ausgeschlossen werden.
Wie ging es nach der Ausbildung beruflich für dich weiter?
Ich hab zunächst gejobbt und dann an der Hotelfachschule in Lübeck meinen Betriebswirt und Meister gemacht. Dann bin ich, übrigens mit Florian zusammen, nach Dänemark gezogen und hab mit Freunden dort ein Restaurant aufgebaut. Aus privaten Gründen bin ich wieder nach Bremen zurückgegangen und durch den Kontakt mit Ansgar Möller von Pilgino , den ich aus der Jugendarbeit kannte, zum Weinladen gekommen. Dort konnte ich mit Weinproben und Lesungen auch dieses Gastgebersein weiter ausleben. Ich bin wirklich ein Wein-Fan und mein Onkel ist Winzer.
Du kommst hier aus der Ecke?
Ich bin in Gröpelingen geboren und aufgewachsen. Meine Grundschule war keine 100 Meter von hier entfernt. Ich hab mich früher eher als Weltenbummlerin gesehen, vielleicht mit einer Strandbar in Spanien. Jetzt ist mir wichtig, dass mein Laden hier in Gröpelingen oder in der Nähe ist, weil ich fühle mich mit dem Stadtteil sehr verbunden.
Den Laden zu finden war glücklicher Zufall?
Ich würde es fast als Schicksal bezeichnen. Ich hatte bereits im Weinladen gekündigt, weil ich unbedingt etwas Neues im Leben anfangen musste. Das Gefühl, eine neue berufliche Herausforderung zu brauchen, ließ sich nicht weiter aufschieben. Und vielleicht eine Woche später erfuhr ich davon, dass dieser Laden zu verpachten sei. Das war total passend. Den Hinweis erhielt ich über das Netzwerk von Kultur Vor Ort, wo viele stadtteilbezogene Themen zusammenlaufen und sich lokale Akteur:innen austauschen.
Nicht nur freitags stehen selbst zubereitete Fischgerichte auf der Karte. Foto: Julian Elbers
Wie sah dein Weg in die Selbstständigkeit konkret aus?
Ich hatte bereits ein Gründungscoaching für Frauen bei belladonna begonnen. Dort ging es eher um die persönliche Entwicklung: Wie organisiere ich mich selber? Wie ist mein Auftreten als Chef:in? Belladonna stellte mir dann eine persönliche Beraterin zur Seite. Coronabedingt lief vieles über Telefon und Skype, aber eine eigene Ansprechpartnerin zu haben, war für mich sehr wertvoll.
Starthaus Bremen hat mich ebenfalls intensiv unterstützt und mir bei der Kalkulation und den Finanzierungsanträgen geholfen. Wenn mein Existenzgründerzuschuss bewilligt wird, erhalte ich dadurch noch einmal eine finanzielle Unterstützung.
Und sie haben mich beraten, ob meine Vorstellungen realistisch sind. Ich habe natürlich durch meine Ausbildung auch eine gewisse Sicherheit auf dem Gebiet. Wenn ich in einen Laden komme, sehe ich sofort, ob der professionell geführt wird.
Es gab auch private Unterstützung?
Mindestens genauso wichtig wie die professionelle Beratung war mein Umfeld. Familie und Freund:innen haben uns sowohl finanziell als auch mit Rat und Tat sehr geholfen. Mein Bruder hat die Website programmiert, meine beste Freundin das Logo entworfen. Der Name Schnackbar entstand im Familienkreis. Mir gefällt die Doppeldeutigkeit von Schnack und Snack. Superwichtig war auch, dass ich von Anfang an offen kommuniziert habe, etwas Neues zu suchen, sonst hätte ich von dem Laden nie erfahren.
Bratkartoffeln, Zwiebelsuppe und Backfisch waren am Eröffnungstag sehr gefragt. Foto: Julian Elbers
Und dann musstest du in kurzer Zeit alles organisieren?
Das Ganze ging ziemlich schnell. Im September erfuhr ich von dem Café und im Oktober war der Mietvertrag schon unterschrieben. Der Vermieter, das Sozialwerk der freien Christengemeinde, kam uns in vielen Dingen sehr entgegen. Denen war wichtig, dass es hier wieder Gastronomie einzieht. Bislang konnten wir alles aus eigenen Mitteln finanzieren, vielleicht müssen wir aber noch mal einen Kredit bei der KfW beantragen. Die Schnackbar ist ein gemeinsames Projekt von Florian Pauer und mir. Wir sind Geschäftspartner in einer GbR mit einer klaren Aufgabenteilung. Er macht die Küche und ich den Rest.
Inwiefern könnt ihr Erfahrungen der Vorgänger nutzen?
Wir versuchen mit unserem Konzept einen Spagat. Wir möchten die alten Stammgäste, die das hier als Wohnzimmer betrachtet haben, auf keinen Fall verlieren. Gleichzeitig wollen wir auch jüngeres Publikum ansprechen. Es gibt Erfahrungswerte der Vorpächterin, an denen man sich orientieren kann, welche Tage liefen gut, wo muss entsprechend Personal eingeplant werden. Freitags ist Fischtag. Wenn etwas gut läuft, wird das übernommen. Aber wir sind auch offen für Neues.
Wie sind die Reaktionen im nachbarschaftlichen Umfeld?
Seitdem wir hier im Laden sind, um alles herzurichten, merken wir, wie riesengroß das Interesse der Nachbarschaft ist. Wir werden so oft angesprochen. Auch weil es hier nicht so viele Möglichkeiten gibt, am Wochenende mal rauszugehen und ein Glas Wein zu trinken.
Die Macher:innen der Schnackbar: Meike Hempe und Florian Pauer Foto: Julian Elbers
Beschreib mal euer gastronomisches Konzept…
Wir nennen es Bistronomie. Etwas mehr als ein Bistro, aber noch kein Restaurant. Deutsch-französische Küche. Einfache Produkte, gute Zubereitung. Vom Frühstück über Mittagstisch, Kaffee und Kuchen bis hin zu à la Carte bieten wir alles an. Das Preis-Leistungsverhältnis ist wichtig. Es darf nicht zu teuer werden. Aber ein Tagesgericht musst du anders kalkulieren als ein à-la-carte Event am Wochenende.
Euer Stil spiegelt sich auch in der Einrichtung wieder?
Bei der Einrichtung haben wir uns von dem leiten lassen, was schon da war: die große Fensterfront, die dunklen Sitzbänke, der schöne Terrakotta-Boden. Wir haben die Theke offener gestaltet und den Wänden einen frischen Anstrich verpasst. Naturmaterialien sorgen für Gemütlichkeit, eher lässig, nicht überladen hygge, wie es auf Dänisch heißt. Das Sonnensegel ist selbst genäht, wir hätten auch eins kaufen können, aber mir gefällt das Individuelle. Das Wichtigste ist, dass sich die Gäste wohl fühlen wie bei einem Kurzurlaub am Meer.
Schnackbar. Essen und Trinken
Oslebshauser Landstraße 18
28239 Bremen
Tel 0421-172 41 345
kontakt@schnackbar-bremen.de
www.schnackbar-bremen.de
Die Schnackbar ist mittwochs und donnerstags von 8 Uhr bis 18 Uhr sowie freitags und sonnabends von 9.30 Uhr bis 23 Uhr und sonntags von 9.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Montags und dienstags ist Ruhetag.
Ein eigenes Cafe oder Restaurant, davon träumen viele. Meike Hempe hat bereits mit Anfang 20 darauf hingearbeitet. Sie machte eine Ausbildung zur Hotelfachfrau und ihren Meister im Gastgewerbe. Mit Freunden gründete sie eine Gastronomie in Dänemark und arbeitete anschließend im Gröpelinger Weinladen Camvino. Dort kündigte sie und erfuhr gleichzeitig, dass das ehemalige Café Schnack neue Pächter suchte. Zusammen mit Geschäftspartner Florian Pauer ergriff sie die Gelegenheit und betreibt seit kurzem in Oslebshausen die Schnackbar.
Die Schnackbar – direkt am Oslebshauser Markt Foto: Julian Elbers
Wolltest du eigentlich immer schon ein eigenes Café oder eine Kneipe aufzumachen?
Auf jeden Fall. Schon während meiner Ausbildung, die ich von 2010 bis 2013 im Bremer Maritim Hotel machte, wusste ich, das will ich und das kann ich auch. Außerdem wollte ich meine eigenen Vorstellungen vom Gastgeber sein verwirklichen.
Meike Hempe bedient am runden Tisch, der Platz für bis zu 9 Personen bietet. Foto: Julian Elbers
Wie sind denn deine Vorstellungen vom Gastgeber sein?
Für mich fehlt beim perfekten Service manchmal die Herzlichkeit. Gehobene Küche und lockerer Umgang müssen sich nicht ausschließen. Genau das wollen wir hier umsetzen: gute Küche, leicht zugänglich, aber ohne das ganze Brimborium wie weiße Tischdecken. Mich hat immer gestört, dass dadurch viele Leute ausgeschlossen werden.
Wie ging es nach der Ausbildung beruflich für dich weiter?
Ich hab zunächst gejobbt und dann an der Hotelfachschule in Lübeck meinen Betriebswirt und Meister gemacht. Dann bin ich, übrigens mit Florian zusammen, nach Dänemark gezogen und hab mit Freunden dort ein Restaurant aufgebaut. Aus privaten Gründen bin ich wieder nach Bremen zurückgegangen und durch den Kontakt mit Ansgar Möller von Pilgino , den ich aus der Jugendarbeit kannte, zum Weinladen gekommen. Dort konnte ich mit Weinproben und Lesungen auch dieses Gastgebersein weiter ausleben. Ich bin wirklich ein Wein-Fan und mein Onkel ist Winzer.
Du kommst hier aus der Ecke?
Ich bin in Gröpelingen geboren und aufgewachsen. Meine Grundschule war keine 100 Meter von hier entfernt. Ich hab mich früher eher als Weltenbummlerin gesehen, vielleicht mit einer Strandbar in Spanien. Jetzt ist mir wichtig, dass mein Laden hier in Gröpelingen oder in der Nähe ist, weil ich fühle mich mit dem Stadtteil sehr verbunden.
Den Laden zu finden war glücklicher Zufall?
Ich würde es fast als Schicksal bezeichnen. Ich hatte bereits im Weinladen gekündigt, weil ich unbedingt etwas Neues im Leben anfangen musste. Das Gefühl, eine neue berufliche Herausforderung zu brauchen, ließ sich nicht weiter aufschieben. Und vielleicht eine Woche später erfuhr ich davon, dass dieser Laden zu verpachten sei. Das war total passend. Den Hinweis erhielt ich über das Netzwerk von Kultur Vor Ort, wo viele stadtteilbezogene Themen zusammenlaufen und sich lokale Akteur:innen austauschen.
Nicht nur freitags stehen selbst zubereitete Fischgerichte auf der Karte. Foto: Julian Elbers
Wie sah dein Weg in die Selbstständigkeit konkret aus?
Ich hatte bereits ein Gründungscoaching für Frauen bei belladonna begonnen. Dort ging es eher um die persönliche Entwicklung: Wie organisiere ich mich selber? Wie ist mein Auftreten als Chef:in? Belladonna stellte mir dann eine persönliche Beraterin zur Seite. Coronabedingt lief vieles über Telefon und Skype, aber eine eigene Ansprechpartnerin zu haben, war für mich sehr wertvoll.
Starthaus Bremen hat mich ebenfalls intensiv unterstützt und mir bei der Kalkulation und den Finanzierungsanträgen geholfen. Wenn mein Existenzgründerzuschuss bewilligt wird, erhalte ich dadurch noch einmal eine finanzielle Unterstützung.
Und sie haben mich beraten, ob meine Vorstellungen realistisch sind. Ich habe natürlich durch meine Ausbildung auch eine gewisse Sicherheit auf dem Gebiet. Wenn ich in einen Laden komme, sehe ich sofort, ob der professionell geführt wird.
Es gab auch private Unterstützung?
Mindestens genauso wichtig wie die professionelle Beratung war mein Umfeld. Familie und Freund:innen haben uns sowohl finanziell als auch mit Rat und Tat sehr geholfen. Mein Bruder hat die Website programmiert, meine beste Freundin das Logo entworfen. Der Name Schnackbar entstand im Familienkreis. Mir gefällt die Doppeldeutigkeit von Schnack und Snack. Superwichtig war auch, dass ich von Anfang an offen kommuniziert habe, etwas Neues zu suchen, sonst hätte ich von dem Laden nie erfahren.
Bratkartoffeln, Zwiebelsuppe und Backfisch waren am Eröffnungstag sehr gefragt. Foto: Julian Elbers
Und dann musstest du in kurzer Zeit alles organisieren?
Das Ganze ging ziemlich schnell. Im September erfuhr ich von dem Café und im Oktober war der Mietvertrag schon unterschrieben. Der Vermieter, das Sozialwerk der freien Christengemeinde, kam uns in vielen Dingen sehr entgegen. Denen war wichtig, dass es hier wieder Gastronomie einzieht. Bislang konnten wir alles aus eigenen Mitteln finanzieren, vielleicht müssen wir aber noch mal einen Kredit bei der KfW beantragen. Die Schnackbar ist ein gemeinsames Projekt von Florian Pauer und mir. Wir sind Geschäftspartner in einer GbR mit einer klaren Aufgabenteilung. Er macht die Küche und ich den Rest.
Inwiefern könnt ihr Erfahrungen der Vorgänger nutzen?
Wir versuchen mit unserem Konzept einen Spagat. Wir möchten die alten Stammgäste, die das hier als Wohnzimmer betrachtet haben, auf keinen Fall verlieren. Gleichzeitig wollen wir auch jüngeres Publikum ansprechen. Es gibt Erfahrungswerte der Vorpächterin, an denen man sich orientieren kann, welche Tage liefen gut, wo muss entsprechend Personal eingeplant werden. Freitags ist Fischtag. Wenn etwas gut läuft, wird das übernommen. Aber wir sind auch offen für Neues.
Wie sind die Reaktionen im nachbarschaftlichen Umfeld?
Seitdem wir hier im Laden sind, um alles herzurichten, merken wir, wie riesengroß das Interesse der Nachbarschaft ist. Wir werden so oft angesprochen. Auch weil es hier nicht so viele Möglichkeiten gibt, am Wochenende mal rauszugehen und ein Glas Wein zu trinken.
Die Macher:innen der Schnackbar: Meike Hempe und Florian Pauer Foto: Julian Elbers
Beschreib mal euer gastronomisches Konzept…
Wir nennen es Bistronomie. Etwas mehr als ein Bistro, aber noch kein Restaurant. Deutsch-französische Küche. Einfache Produkte, gute Zubereitung. Vom Frühstück über Mittagstisch, Kaffee und Kuchen bis hin zu à la Carte bieten wir alles an. Das Preis-Leistungsverhältnis ist wichtig. Es darf nicht zu teuer werden. Aber ein Tagesgericht musst du anders kalkulieren als ein à-la-carte Event am Wochenende.
Euer Stil spiegelt sich auch in der Einrichtung wieder?
Bei der Einrichtung haben wir uns von dem leiten lassen, was schon da war: die große Fensterfront, die dunklen Sitzbänke, der schöne Terrakotta-Boden. Wir haben die Theke offener gestaltet und den Wänden einen frischen Anstrich verpasst. Naturmaterialien sorgen für Gemütlichkeit, eher lässig, nicht überladen hygge, wie es auf Dänisch heißt. Das Sonnensegel ist selbst genäht, wir hätten auch eins kaufen können, aber mir gefällt das Individuelle. Das Wichtigste ist, dass sich die Gäste wohl fühlen wie bei einem Kurzurlaub am Meer.
Schnackbar. Essen und Trinken
Oslebshauser Landstraße 18
28239 Bremen
Tel 0421-172 41 345
kontakt@schnackbar-bremen.de
www.schnackbar-bremen.de
Die Schnackbar ist mittwochs und donnerstags von 8 Uhr bis 18 Uhr sowie freitags und sonnabends von 9.30 Uhr bis 23 Uhr und sonntags von 9.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Montags und dienstags ist Ruhetag.