Mit nur 19 Jahren eröffnet Ömer Faruk Aydogan zusammen mit seinem älteren Bruder Mehmet ein eigenes Geschäft. Das Café Aydogan im Lindenhofcenter mit seinen rund 25 Sitzplätzen bietet von traditionell belegten Brötchen bis hin zum türkischen Marash-Eis eine breite Palette an Backwerk und Frühstücksmenüs an, ganz auf das gemischte Publikum abgestimmt. Die verschiedensten Kulturen treffen im Café zusammen. Nicht selten erzählen die Kunden beim Kuchen oder Brötchenkauf einen Teil ihrer Lebensgeschichte. Dass er einmal so viel über Menschen erfahren würde, hat sich Ömer Faruk nicht gedacht, als er anfing über ein eigenes Unternehmen nachzudenken. Ebenso wenig, wie dass aus einer Import-Export Geschäftsidee innerhalb kürzester Zeit ein Cafébetrieb wird.
Was hat Dich direkt nach der Schule dazu bewogen, einen eigenen Laden aufzumachen?
Ich habe über mehrere Alternativen nachgedacht, auch über ein Studium oder eine Ausbildung. Aber eigentlich wollte ich gleich etwas Richtiges machen und in die Geschäftswelt einsteigen. Mein Bruder hatte sein Studium bereits hinter sich und wir haben angefangen, verschiedene Ideen im Bereich von Import-Export zu entwickeln.
Warum Import-Export?
Mein Vater hat hier in Deutschland drei Import-Export Läden besessen. Einer davon war an der Gröpelinger Heerstraße, nebenan beim früheren Gardinenladen. Schon als Kinder haben wir mit im Geschäft ausgeholfen. Das hat mich geprägt. Der Import-Export war uns also vertraut, sozusagen in die Wiege gelegt und wir haben da Kontakte.
Und nun bist Du Geschäftsführer eines Cafés. Wie ist es dazu gekommen?
Ja, das war nicht geplant! Nennt man das jetzt Zufall oder eher Schicksal? Wir haben uns im Stadtteil nach Ladenräumen für unseren Import-Export Handel umgesehen. Hier im Lindenhofcenter gab es damals die leerstehende Holon-Bäckerei. Der Ort schien uns geeignet und wir haben das Center-Management angeschrieben und von unserer Idee erzählt. Erst haben wir ewig nichts gehört. Dann haben sie uns einen Besichtigungstermin angeboten. Bei unserem Treffen haben sie gesagt, dass mit dem Import-Export sei ja ganz schön, aber sie hätten hier lieber wieder eine Bäckerei, ob wir das nicht machen könnten. Es stand noch einiges drin, sogar der Verkaufstresen. Wir haben erstmal geschluckt. Dann fanden wir, so schwierig kann das mit einem Backhaus ja nicht sein, vor allem, wenn man nicht selber backt. Eigentlich geht es immer darum herauszufinden, was der Kunde will und dann dafür zu sorgen, dass er das auch bekommt. Das ist ein bisschen wie Import-Export.
Habt Ihr Marktforschung betrieben?
Ja! Und zwar auf verschiedenste Weise. Ich bin zu deutschen Bäckereien gegangen und habe mir belegte Brötchen bestellt. Wir wussten, dass hier auch viele deutsche Kunden kommen werden und ich musste ja wissen, was die von ihren belegten Brötchen erwarten. Bei Bäcker Müller habe ich dann Brötchen auseinandergenommen und studiert. Ein Salatblatt! Und Remoulade! So macht man das also bei den Deutschen. Aber natürlich ging es auch um ganz andere Dinge. Darum etwa, einen guten Brötchen-Lieferanten zu finden, Inventar für den Café-Bereich, eine gute Kaffeemaschine und so weiter und so weiter. Als wir den Vertrag am 14. Januar 2014 unterschrieben haben, blieben uns noch genau zwei Wochen bis zur Eröffnung alles klar zu kriegen. Da mussten wir so richtig Gas geben.
Es muss oder es muss.
Zur Eröffnung hat alles geklappt?
Es hat alles geklappt. Aber der erste Tag war der Horror! Wir hatten viel Werbung gemacht und standen nun zum ersten Mal vor Kunden. Wir mussten bedienen, Brötchen schmieren, Kaffee kochen, alles zum ersten Mal. Dazu noch hatten wir fast gar nicht geschlafen. Drei Monate hat es dann ungefähr gedauert, bevor sich eine gewisse Routine einstellte. Langsam haben wir uns etabliert. Und man lernt dazu und verbessert sich. Ich musste zum Beispiel mit jeder Art von Kunde klarkommen. Ich bin ja viel jünger als die meisten meiner Kunden, da braucht es seine Zeit, mit jedem gut reden zu können. Aber jetzt erzählen mir die Leute viel, besonders die älteren Deutschen. Manchmal komme ich mir fast wie ein Barkeeper vor.
Habt Ihr eigentlich staatliche Gründerhilfen oder Seminare in Anspruch genommen?
Nein. Wir machen alles aus unserem eigenen Netzwerk von Freunden und Familie heraus. Das Geld für die Anfangsinvestitionen und das Deponat hatte mein Bruder bereits zusammen gespart. Vom Gefühl her passen viele der Angebote, die die Stadt anbietet, nicht zu uns. Natürlich habe ich mich weitergebildet, was die Vorschriften für Gastronomie betrifft und ich bin Mitglied bei der Berufsgenossenschaft. Deren Kursangebot aber kann ich gar nicht wahrnehmen, dazu habe ich einfach nicht die Zeit.
Nehmt Ihr denn gar keine externen Dienstleister in Anspruch, zum Beispiel beim Design oder der Werbung?
Auch da helfen uns Freunde. Als wir das Logo entwickelt haben, saßen wir abends zum Beispiel mit Freunden zusammen und haben Cola getrunken. Jemand hat den Flaschendeckel geschnippt und der ist auf die Unterseite gefallen und wir haben gesagt, cool, mit der Form kann man etwas anfangen. Und der Schriftzug ist auch irgendwie gut. Einer unserer Freunde ist Designer und hat dann daraus das Logo entwickelt. Natürlich haben wir aber Lieferanten. Und unser wichtigster externer Dienstleister ist der Steuerberater. Ehrlich, in Deutschland ist es echt schwierig, seine Finanzen ohne Steuerberatung zu managen.
Du betreibst das Café jetzt seit vier Jahren. Obwohl Dein Bruder der offizielle Eigentümer ist, führst Du es alleine. Das bedeutet viel Arbeit. Was sagen Deine Freunde dazu?
Viele können das nicht verstehen. Die wollen chillen. Klar, ich bin wie es der Name sagt, selbst und ständig. Man hat viel Verantwortung und wenig Zeit. Das ist nicht jedermanns Sache. Aber es ist ein gutes Gefühl, wenn Du sagen kannst, das ist Dein Laden. Das war immer mein Ziel, ich will mein eigener Chef sein, gute Arbeit leisten und zufrieden sein.
www.aydogan-cafe.de
Mit nur 19 Jahren eröffnet Ömer Faruk Aydogan zusammen mit seinem älteren Bruder Mehmet ein eigenes Geschäft. Das Café Aydogan im Lindenhofcenter mit seinen rund 25 Sitzplätzen bietet von traditionell belegten Brötchen bis hin zum türkischen Marash-Eis eine breite Palette an Backwerk und Frühstücksmenüs an, ganz auf das gemischte Publikum abgestimmt. Die verschiedensten Kulturen treffen im Café zusammen. Nicht selten erzählen die Kunden beim Kuchen oder Brötchenkauf einen Teil ihrer Lebensgeschichte. Dass er einmal so viel über Menschen erfahren würde, hat sich Ömer Faruk nicht gedacht, als er anfing über ein eigenes Unternehmen nachzudenken. Ebenso wenig, wie dass aus einer Import-Export Geschäftsidee innerhalb kürzester Zeit ein Cafébetrieb wird.
Was hat Dich direkt nach der Schule dazu bewogen, einen eigenen Laden aufzumachen?
Ich habe über mehrere Alternativen nachgedacht, auch über ein Studium oder eine Ausbildung. Aber eigentlich wollte ich gleich etwas Richtiges machen und in die Geschäftswelt einsteigen. Mein Bruder hatte sein Studium bereits hinter sich und wir haben angefangen, verschiedene Ideen im Bereich von Import-Export zu entwickeln.
Warum Import-Export?
Mein Vater hat hier in Deutschland drei Import-Export Läden besessen. Einer davon war an der Gröpelinger Heerstraße, nebenan beim früheren Gardinenladen. Schon als Kinder haben wir mit im Geschäft ausgeholfen. Das hat mich geprägt. Der Import-Export war uns also vertraut, sozusagen in die Wiege gelegt und wir haben da Kontakte.
Und nun bist Du Geschäftsführer eines Cafés. Wie ist es dazu gekommen?
Ja, das war nicht geplant! Nennt man das jetzt Zufall oder eher Schicksal? Wir haben uns im Stadtteil nach Ladenräumen für unseren Import-Export Handel umgesehen. Hier im Lindenhofcenter gab es damals die leerstehende Holon-Bäckerei. Der Ort schien uns geeignet und wir haben das Center-Management angeschrieben und von unserer Idee erzählt. Erst haben wir ewig nichts gehört. Dann haben sie uns einen Besichtigungstermin angeboten. Bei unserem Treffen haben sie gesagt, dass mit dem Import-Export sei ja ganz schön, aber sie hätten hier lieber wieder eine Bäckerei, ob wir das nicht machen könnten. Es stand noch einiges drin, sogar der Verkaufstresen. Wir haben erstmal geschluckt. Dann fanden wir, so schwierig kann das mit einem Backhaus ja nicht sein, vor allem, wenn man nicht selber backt. Eigentlich geht es immer darum herauszufinden, was der Kunde will und dann dafür zu sorgen, dass er das auch bekommt. Das ist ein bisschen wie Import-Export.
Habt Ihr Marktforschung betrieben?
Ja! Und zwar auf verschiedenste Weise. Ich bin zu deutschen Bäckereien gegangen und habe mir belegte Brötchen bestellt. Wir wussten, dass hier auch viele deutsche Kunden kommen werden und ich musste ja wissen, was die von ihren belegten Brötchen erwarten. Bei Bäcker Müller habe ich dann Brötchen auseinandergenommen und studiert. Ein Salatblatt! Und Remoulade! So macht man das also bei den Deutschen. Aber natürlich ging es auch um ganz andere Dinge. Darum etwa, einen guten Brötchen-Lieferanten zu finden, Inventar für den Café-Bereich, eine gute Kaffeemaschine und so weiter und so weiter. Als wir den Vertrag am 14. Januar 2014 unterschrieben haben, blieben uns noch genau zwei Wochen bis zur Eröffnung alles klar zu kriegen. Da mussten wir so richtig Gas geben.
Zur Eröffnung hat alles geklappt?
Es hat alles geklappt. Aber der erste Tag war der Horror! Wir hatten viel Werbung gemacht und standen nun zum ersten Mal vor Kunden. Wir mussten bedienen, Brötchen schmieren, Kaffee kochen, alles zum ersten Mal. Dazu noch hatten wir fast gar nicht geschlafen. Drei Monate hat es dann ungefähr gedauert, bevor sich eine gewisse Routine einstellte. Langsam haben wir uns etabliert. Und man lernt dazu und verbessert sich. Ich musste zum Beispiel mit jeder Art von Kunde klarkommen. Ich bin ja viel jünger als die meisten meiner Kunden, da braucht es seine Zeit, mit jedem gut reden zu können. Aber jetzt erzählen mir die Leute viel, besonders die älteren Deutschen. Manchmal komme ich mir fast wie ein Barkeeper vor.
Habt Ihr eigentlich staatliche Gründerhilfen oder Seminare in Anspruch genommen?
Nein. Wir machen alles aus unserem eigenen Netzwerk von Freunden und Familie heraus. Das Geld für die Anfangsinvestitionen und das Deponat hatte mein Bruder bereits zusammen gespart. Vom Gefühl her passen viele der Angebote, die die Stadt anbietet, nicht zu uns. Natürlich habe ich mich weitergebildet, was die Vorschriften für Gastronomie betrifft und ich bin Mitglied bei der Berufsgenossenschaft. Deren Kursangebot aber kann ich gar nicht wahrnehmen, dazu habe ich einfach nicht die Zeit.
Nehmt Ihr denn gar keine externen Dienstleister in Anspruch, zum Beispiel beim Design oder der Werbung?
Auch da helfen uns Freunde. Als wir das Logo entwickelt haben, saßen wir abends zum Beispiel mit Freunden zusammen und haben Cola getrunken. Jemand hat den Flaschendeckel geschnippt und der ist auf die Unterseite gefallen und wir haben gesagt, cool, mit der Form kann man etwas anfangen. Und der Schriftzug ist auch irgendwie gut. Einer unserer Freunde ist Designer und hat dann daraus das Logo entwickelt. Natürlich haben wir aber Lieferanten. Und unser wichtigster externer Dienstleister ist der Steuerberater. Ehrlich, in Deutschland ist es echt schwierig, seine Finanzen ohne Steuerberatung zu managen.
Du betreibst das Café jetzt seit vier Jahren. Obwohl Dein Bruder der offizielle Eigentümer ist, führst Du es alleine. Das bedeutet viel Arbeit. Was sagen Deine Freunde dazu?
Viele können das nicht verstehen. Die wollen chillen. Klar, ich bin wie es der Name sagt, selbst und ständig. Man hat viel Verantwortung und wenig Zeit. Das ist nicht jedermanns Sache. Aber es ist ein gutes Gefühl, wenn Du sagen kannst, das ist Dein Laden. Das war immer mein Ziel, ich will mein eigener Chef sein, gute Arbeit leisten und zufrieden sein.
www.aydogan-cafe.de