3 Fragen an... Handwerk

Mit Vorliebe fürs Traditionelle am Handwerk

Ein Lehmbau & Maurerunternehmen, das auf gesunde Wohn- und Lebensqualität setzt.

Seit 2014 führt der Lehmbauer und Maurermeister Axel Nachtigall sein Unternehmen von der Basis-Station im Pastorenweg in Gröpelingen aus. Die Nachbarschaft, ganz in der Nähe zur einladenden Parklandschaft des Waller Friedhofs, erinnert ihn an das dörfliche Leben, das er mehrere Jahrzehnte lang in der Gemeinde Ehrenburg bei Twistringen geführt hat. Dort in der Nähe hat er auch seine Maurerlehre absolviert und in verschiedenen Unternehmen gearbeitet, bevor er sich selbständig gemacht hat. Gerade die Nachfrage nach dem Lehmbau läuft gut. Lehmbau zählt im Norden Deutschlands eher zum Nischenangebot, die Konkurrenz ist überschaubar. Das erlaubt Axel Nachtigall genau in dem Bereich zu arbeiten, bei dem es ihm in seiner Arbeit ankommt: dem bewussten Verhältnis zum Handwerk und zum Material als Beitrag zu einer gesunden Wohnkultur.

Wie bist Du zum Maurerhandwerk gekommen?

Als junger Mensch hatte ich Ideen von einer besseren Welt, angelehnt an die typischen 1978er. Ich wollte raus aufs Land, in einer Land-WG leben und mich nicht am Konsumdenken orientieren. Zusammen mit meiner Frau bin ich nach Blockwinkel in der Nähe von Twistringen gezogen und wir haben dort drei Kinder groß gezogen. Als Vater habe ich mich verpflichtet gefühlt, ein Stück weit vernünftig zu sein und habe eine Handwerkslehre absolviert. Mir war schnell klar, dass Maurer genau mein Ding ist. Mir gefällt Mörtel als Element, gerade auch nasser Mörtel, ich mag es, den Putz an die Wand „zu werfen“.

Dass ich die Lehre auf dem Dorf und nicht in der Stadt gemacht habe, war ein Glücksfall, da wird man viel umfassender ausgebildet. Allerdings kam dann eine Zeit, wo ich den Neubau nicht mehr sehen konnte. Den Rohbau nicht und auch nicht solche Materialien wie Glaswolle, Ytong-Steine oder chemische Klebstoffe. Mit diesen unwirtlichen Materialien zu arbeiten, war für mich eine regelrechte Entfremdung. Also habe ich mich ganz gezielt auf die Suche nach einer Firma gemacht, die vor allem im Altbau tätig ist, wie alte Rotsteinhäuser und Fachwerkbauten, und dort bin ich 15 Jahre lang geblieben. Mit meinem Arbeitsplatz in einem Betrieb für Altbausanierung hatte ich Glück: Als junger Vater Ende der 80er habe ich drei Tage lang die Woche gearbeitet und den Rest mit Kindergroßziehen verbracht. Die Kollegen haben sich darüber durchaus schonmal lustig gemacht: „Wo ist denn der Axel heute? Der hängt wohl Zuhause Wäsche auf.“ Das hat mich damals wenig gekümmert und heute könnte man fast sagen, dass ich mit diesem Beschäftigungsmodell eine Art Pionier war.

Wir hatten viel mit dem Denkmalschutz zu tun und aus dieser Verbindung heraus entstand der Kontakt zum Lehm und Fachwerk. Es gab zu der Zeit die ersten Aufträge im Bereich Lehmbauarbeiten. Die damaligen Förderungen im Denkmalpflegebereich und zur Dorferneuerung machten es für Bauherrn und Handwerker Ende der 1980er Jahre leichter, sich an den Bauwerkstoff Lehm heranzutasten. So habe ich mich allmählich in den Lehm hinein gearbeitet und ihn als Baumaterial für mich entdeckt. Lehm ist Bestandteil unseres kulturellen Gedächtnisses und jedes Haus profitiert davon, wenn an ihm oder in ihm mit Lehm gebaut wird.

Derzeit arbeitet Axel Nachtigall in einem ehemals zum Bahnhof gehörenden Gebäude in Kirchweyhe. 11 Tonnen Lehm und 6 Tonnen Ton wurden hier verarbeitet.

Was hat Dich zur Selbständigkeit bewogen?

Als Maurergeselle auf dem Dorf habe ich gut gelebt, doch ich habe auch einen Veränderungswunsch gespürt. Meine Frau hat mich letztendlich dazu überredet, den Meister zu machen und einen Neuanfang zu wagen. Da war ich Anfang 40. Eineinhalb Jahre lang bin ich auf die Meisterschule in Osnabrück gegangen, zusammen mit meist jüngeren Mitschülern. Mit Mitte 40 habe ich dann meinen Meister gemacht. Als Meister wird man in die sogenannte Rolle eingetragen, das ist ein historischer Begriff, darin sind all die gelistet, die die Berechtigung haben, ein Handwerksbetrieb zu führen. Daraus ist dann 2003 meine Selbständigkeit erfolgt. Unser Fokus liegt auf dem ökologischen Bauen und inzwischen sind wir Mitglied im ZOBB (Zentrum für Oekologisches Bauen Bremen). Das ist ein Handwerkerverbund aus Architekten, Energieberatern, Heizungsbauern, Maurern und Lehmbauern, Malern, Tischlern und Zimmerern, Parkett- und Bodenverlegern und Baubiologen.

2014 haben wir uns räumlich nochmal verändert. Meine Frau wollte schon länger zurück in die Stadt ziehen, wir haben uns dann für Bremen entschieden. Wir sehen zwar die Probleme, die Gröpelingen auch hat, aber wir fühlen uns hier heimisch, es gibt ein Gefühl der Zugehörigkeit.

 

Axel Nachtigall mit seinem Kollegen Marco Klopsch. Auf dem Bild gut zu erkennen sind die verrschiedenen Ton- und Lehmputzschichten.

Was würdest Du jungen Leuten empfehlen, die sich selbständig machen wollen?

Wer sich selbständig machen will, darf sich nicht nur auf ein Talent verlassen. Es reicht nicht, ein begabter Handwerker zu sein. Es bedarf einer gewissen Vielseitigkeit: Man muss mit Menschen reden und verhandeln, nicht selten überzeugen können, man muss die Finanzen regeln sowie gut organisiert sein und eine gewisse Disziplin mitbringen. Der gute Kontakt zum Kunden ist das A und O einer Geschäftsbeziehung. Das muss auch davon geprägt sein, mitzubekommen, was der Kunde von der technischen Umsetzung der Bauaufgaben verstanden hat und was nicht. Gerade fachfremde Kunden müssen umfassend aufgeklärt werden, das verlangt Fingerspitzengefühl und Vermittlungsqualitäten.

Zusätzlich zu den fachlichen Fertigkeiten und Kenntnissen versuchen wir auch diese Dinge unserem Lehrling mitzugeben.

 

 

 

 

Pastorenweg 36 b / 28237 Bremen
Tel. 0421 - 69 68 68 90 / post@axelnachtigall.de