Nick van Heyningen ist einer der seltenen Menschen, die bereits als Jugendlicher wissen, was sie später beruflich machen wollen. Mit 14 Jahren absolviert er ganz bewusst sein Schulpraktikum in einer Bäckerei. Nach gut bestandenem Realschulabschluss sieht die Jobberaterin des Arbeitsamtes große Chancen für ihn. Sie kann ihn aber nur überreden, eine Konditoren- statt Bäckerausbildung zu machen, weil das für sie irgendwie feiner klingt. Er lernt bei der Konditorei Knigge in der Sögestraße und arbeitet danach vier Jahre lang in einem Betrieb in Verden. Nebenbei besucht er die Meisterschule in Bremen und Berlin und macht zwei Jahre später noch den Betriebswirt. Bei der HACHEZ Chocolade GmbH & Co. KG kommt er schließlich in der Pralinenfertigung unter. Es ist dieser Schritt vom Handwerk in die Industrie, der ihm einen gehörigen Schubs in Richtung Selbständigkeit gibt.
Auch die letzte Praline darf so hübsch sein wie die erste.
Du hast Deine Selbständigkeit zunächst neben Deinem Haupterwerb begonnen. Wie kam es dazu?
Als ich vom Handwerk in die Industrie ging war plötzlich mein ganzer Tagesablauf umstrukturiert. Mittags um 13 Uhr hatte ich Feierabend. Was bedeutete, dass ich auf einmal unglaublich viel Zeit hatte. Schon bald habe ich ein unruhiges Kribbeln verspürt und Lust bekommen, eigene Produkte herzustellen. Zusammen mit meinem Cousin habe ich dann 2013 unser Pralinen-Business gegründet. Ich wollte ein handwerklich hochwertiges Produkt herstellen, was aber erschwinglich sein sollte. Mein Cousin hat BWL mit dem Schwerpunkt Marketing studiert und die Abteilung Abrechnung und das Design übernommen. Wir haben das Business im Nebenerwerb gegründet und alles sehr langsam aufgebaut. Daher bin ich bisher ohne Fremdkapital oder Förderungen ausgekommen. Leider musste mein Cousin 2014 aufgrund der Anforderungen an seinen Hauptberuf bei mir aussteigen. Anfang dieses Jahres kam es bei Hachez zu Umstrukturierungen und ein großer Teil der Belegschaft musste gehen, unter anderem auch ich. Eigentlich hatte ich vorgehabt, noch zwei Jahre weiter im Nebenerwerb zu produzieren, so hat sich das Ganze dann viel schneller entwickelt.
Was trägt zum Gelingen Deines Unternehmens bei?
Da gibt es einiges! Letztendlich läuft nichts ohne die Unterstützung meiner Familie. Mein Vater hilft beim Ein- und Ausbau der Einrichtung und die ganze Familie unterstützt beim Kleben und Packen der Pralinen. Das kann zur Weihnachtszeit bedeuten bis zu 10.000 Etiketten auf die Pralinentüten zu kleben! Dann braucht man definitiv gutes Durchhaltevermögen. Wenn man in Deutschland ein Unternehmen gründen will ist der Ämterdschungel unvermeidlich. Gewerbeamt, Finanzamt, Berufsgenossenschaft, es gilt viele Vorschriften einzuhalten und es ist ein harter Weg. Ich habe das neben meinem eigentlichen Beruf gemacht und musste mehrere Tage Urlaub nehmen, um all die Genehmigungen der Ämter einzuholen. Auch eine Portion Glück gehört zum Erfolg dazu. Den Raum hier zum Beispiel haben wir durch Zufall gefunden, es ist eine ehemalige Kantine auf dem AG Weser Gelände. Die Grundvoraussetzungen für einen Lebensmittelbetrieb konnten hier einfach hergestellt werden und ich bin mit sehr niedrigen Anfangsinvestitionskosten ausgekommen.
Mein halber Betrieb stammt von Ebay.
Und es geht natürlich nicht ohne eine gute Qualität des Produktes. Meine Pralinen sind zu 100% Handarbeit, sie sind komplett aus natürlichen Rohstoffen gefertigt. Die Pralinen die ich verkaufe sind maximal drei Wochen alt und haben dann noch eine Haltbarkeit von drei Monaten, worauf ich großen Wert lege, weil frische Pralinen einfach besser schmecken und das auch ein Alleinstellungsmerkmal gegen über den industriell gefertigten Pralinen ist. Für mich ist die Kontrolle über die Zutaten enorm wichtig und eigentlich gibt es am Ende nichts Schöneres wie die positive Kunden-Resonanz. Mein Ausbilder hat immer gesagt, auch die letzte Praline darf so hübsch sein wie die erste. Das ist ein Anspruch, an den ich mich nach wie vor halte.
Pralinenherstellung ist Saisongeschäft, was machst Du im Sommer?
Die Sommermonate sind in der Regel auch zur Produktentwicklung da, das ist meine betriebsame Tüftlerzeit. Letztes Jahr habe ich zum Beispiel Tafelschokolade ins Sortiment aufgenommen. Dieses Jahr wird ein neues Produkt die Grünkohlpraline in Kooperation mit der Werftküche sein. Außerdem nehme ich in der Sommerzeit auch Fremdproduktionen an und vermiete meine Küche auf Craftspace. Man muss einfach ein bisschen flexibel sein, um Produktionslücken zu überbrücken. Saisonales Geschäft bedeutet andererseits aber auch eine hohe Belastung, während der Weihnachts- und Osterzeit bin ich dauerhaft unterwegs, nicht nur in der Produktion, sondern auch auf Messen und Märkten. Ich konzentriere mich vor allem auf kleine Kunsthandwerkermärkte, die den Vorteil mit sich bringen, dass Kunden mehr Zeit und eine höhere Kaufkraft haben als auf dem Wochenmarkt, aber auch auf Spezialmessen wie Fisch & Feines.
Wie sieht Deine Zukunftsplanung aus?
Letztes Jahr habe ich meine Produktionsstätte ausgebaut und einen zusätzlichen Raum angemietet und ich konnte auch eine ehemalige Kollegin aus der Gesellenzeit auf Stundenbasis bei mir einstellen. Letztendlich würde ich mich gern noch weiter vergrößern. Zum einen bin ich auf der Suche nach neuen Wiederverkaufsstellen, wobei ich mir perspektivisch sogar ein eigenes Ladengeschäft vorstellen kann. Aber erst dann, wenn ich meine Produktpalette und meinen Kundenstamm optimal erweitert habe. Sicher werde ich auch weitere Pralinenseminare geben und gucke mir an, welche Messen noch in Frage kommen und ich lege gerade mein Bio-Zertifikat ab. Das heißt natürlich, immer schön in Schwung bleiben und gesunden Stress um die Ohren zu haben. Da ich selbst Süßem nicht abgeneigt bin, bedeutet das zumindest, in diesem Geschäft halbwegs schlank zu bleiben.
Van Heyningen Pralinen
Nick van Heyningen ist einer der seltenen Menschen, die bereits als Jugendlicher wissen, was sie später beruflich machen wollen. Mit 14 Jahren absolviert er ganz bewusst sein Schulpraktikum in einer Bäckerei. Nach gut bestandenem Realschulabschluss sieht die Jobberaterin des Arbeitsamtes große Chancen für ihn. Sie kann ihn aber nur überreden, eine Konditoren- statt Bäckerausbildung zu machen, weil das für sie irgendwie feiner klingt. Er lernt bei der Konditorei Knigge in der Sögestraße und arbeitet danach vier Jahre lang in einem Betrieb in Verden. Nebenbei besucht er die Meisterschule in Bremen und Berlin und macht zwei Jahre später noch den Betriebswirt. Bei der HACHEZ Chocolade GmbH & Co. KG kommt er schließlich in der Pralinenfertigung unter. Es ist dieser Schritt vom Handwerk in die Industrie, der ihm einen gehörigen Schubs in Richtung Selbständigkeit gibt.
Du hast Deine Selbständigkeit zunächst neben Deinem Haupterwerb begonnen. Wie kam es dazu?
Als ich vom Handwerk in die Industrie ging war plötzlich mein ganzer Tagesablauf umstrukturiert. Mittags um 13 Uhr hatte ich Feierabend. Was bedeutete, dass ich auf einmal unglaublich viel Zeit hatte. Schon bald habe ich ein unruhiges Kribbeln verspürt und Lust bekommen, eigene Produkte herzustellen. Zusammen mit meinem Cousin habe ich dann 2013 unser Pralinen-Business gegründet. Ich wollte ein handwerklich hochwertiges Produkt herstellen, was aber erschwinglich sein sollte. Mein Cousin hat BWL mit dem Schwerpunkt Marketing studiert und die Abteilung Abrechnung und das Design übernommen. Wir haben das Business im Nebenerwerb gegründet und alles sehr langsam aufgebaut. Daher bin ich bisher ohne Fremdkapital oder Förderungen ausgekommen. Leider musste mein Cousin 2014 aufgrund der Anforderungen an seinen Hauptberuf bei mir aussteigen. Anfang dieses Jahres kam es bei Hachez zu Umstrukturierungen und ein großer Teil der Belegschaft musste gehen, unter anderem auch ich. Eigentlich hatte ich vorgehabt, noch zwei Jahre weiter im Nebenerwerb zu produzieren, so hat sich das Ganze dann viel schneller entwickelt.
Was trägt zum Gelingen Deines Unternehmens bei?
Da gibt es einiges! Letztendlich läuft nichts ohne die Unterstützung meiner Familie. Mein Vater hilft beim Ein- und Ausbau der Einrichtung und die ganze Familie unterstützt beim Kleben und Packen der Pralinen. Das kann zur Weihnachtszeit bedeuten bis zu 10.000 Etiketten auf die Pralinentüten zu kleben! Dann braucht man definitiv gutes Durchhaltevermögen. Wenn man in Deutschland ein Unternehmen gründen will ist der Ämterdschungel unvermeidlich. Gewerbeamt, Finanzamt, Berufsgenossenschaft, es gilt viele Vorschriften einzuhalten und es ist ein harter Weg. Ich habe das neben meinem eigentlichen Beruf gemacht und musste mehrere Tage Urlaub nehmen, um all die Genehmigungen der Ämter einzuholen. Auch eine Portion Glück gehört zum Erfolg dazu. Den Raum hier zum Beispiel haben wir durch Zufall gefunden, es ist eine ehemalige Kantine auf dem AG Weser Gelände. Die Grundvoraussetzungen für einen Lebensmittelbetrieb konnten hier einfach hergestellt werden und ich bin mit sehr niedrigen Anfangsinvestitionskosten ausgekommen.
Und es geht natürlich nicht ohne eine gute Qualität des Produktes. Meine Pralinen sind zu 100% Handarbeit, sie sind komplett aus natürlichen Rohstoffen gefertigt. Die Pralinen die ich verkaufe sind maximal drei Wochen alt und haben dann noch eine Haltbarkeit von drei Monaten, worauf ich großen Wert lege, weil frische Pralinen einfach besser schmecken und das auch ein Alleinstellungsmerkmal gegen über den industriell gefertigten Pralinen ist. Für mich ist die Kontrolle über die Zutaten enorm wichtig und eigentlich gibt es am Ende nichts Schöneres wie die positive Kunden-Resonanz. Mein Ausbilder hat immer gesagt, auch die letzte Praline darf so hübsch sein wie die erste. Das ist ein Anspruch, an den ich mich nach wie vor halte.
Pralinenherstellung ist Saisongeschäft, was machst Du im Sommer?
Die Sommermonate sind in der Regel auch zur Produktentwicklung da, das ist meine betriebsame Tüftlerzeit. Letztes Jahr habe ich zum Beispiel Tafelschokolade ins Sortiment aufgenommen. Dieses Jahr wird ein neues Produkt die Grünkohlpraline in Kooperation mit der Werftküche sein. Außerdem nehme ich in der Sommerzeit auch Fremdproduktionen an und vermiete meine Küche auf Craftspace. Man muss einfach ein bisschen flexibel sein, um Produktionslücken zu überbrücken. Saisonales Geschäft bedeutet andererseits aber auch eine hohe Belastung, während der Weihnachts- und Osterzeit bin ich dauerhaft unterwegs, nicht nur in der Produktion, sondern auch auf Messen und Märkten. Ich konzentriere mich vor allem auf kleine Kunsthandwerkermärkte, die den Vorteil mit sich bringen, dass Kunden mehr Zeit und eine höhere Kaufkraft haben als auf dem Wochenmarkt, aber auch auf Spezialmessen wie Fisch & Feines.
Wie sieht Deine Zukunftsplanung aus?
Letztes Jahr habe ich meine Produktionsstätte ausgebaut und einen zusätzlichen Raum angemietet und ich konnte auch eine ehemalige Kollegin aus der Gesellenzeit auf Stundenbasis bei mir einstellen. Letztendlich würde ich mich gern noch weiter vergrößern. Zum einen bin ich auf der Suche nach neuen Wiederverkaufsstellen, wobei ich mir perspektivisch sogar ein eigenes Ladengeschäft vorstellen kann. Aber erst dann, wenn ich meine Produktpalette und meinen Kundenstamm optimal erweitert habe. Sicher werde ich auch weitere Pralinenseminare geben und gucke mir an, welche Messen noch in Frage kommen und ich lege gerade mein Bio-Zertifikat ab. Das heißt natürlich, immer schön in Schwung bleiben und gesunden Stress um die Ohren zu haben. Da ich selbst Süßem nicht abgeneigt bin, bedeutet das zumindest, in diesem Geschäft halbwegs schlank zu bleiben.
Van Heyningen Pralinen