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Der Trommelstimmer

„Wenn man nicht wirklich will, hat man Gründe. Und wenn man will, dann hat man Ziele.“

Ein schwüler Dienstagnachmittag in Gröpelingen, Nähe BSAG-Depot. Die kleine ruhige Seitenstraße mit Alt-Bremer Häusern führt weg vom Trubel der Gröpelinger Heerstraße direkt zum „Grünzug West“, der ehemaligen Eisenbahntrasse, die heute als Grünes Band bis nach Walle reicht. Im Garten eines dieser Häuser warten bereits ein lauschiges Plätzchen und Tee auf uns. Unser Gastgeber: Nils Schröder – professioneller Trommelstimmer, Bestseller-Autor und Supertramp-Fan.

 

„Und dann wollte ich, dass das so klingt wie auf der Platte und hab angefangen, an diesen Schrauben rumzudrehen“

 

Als Nils Schröder in den 80er Jahren anfing Schlagzeug zu spielen, hatte er die Musik seiner musikalischen Helden von Supertramp in den Ohren. So sollte es auch bei ihm klingen – und zwar ganz genau so! Doch der Sound seiner Drums schien weit davon entfernt. Mit dem Kauf seines ersten eigenen Schlagzeuges begab er sich auf Spurensuche und experimentierte mit den vorhandenen Einstellschrauben und den somit veränderten Klangbildern. Nach einigen autodidaktischen Jahren fiel ihm ein Video names „Master your drum sound“ in die Hände. Das Video lieferte zwar die ein oder andere Idee, beantworte Schröder jedoch bei weitem nicht alle Fragen.

„Ich hab viel nerdiges Zeug gemacht und irgendwie daraus ein paar Sachen herauskristallisiert, wo ich sage: da kann man was mit anfangen“.

Schröder studierte im weiteren Verlauf Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt „Signalverarbeitung“ und lernte in diesem Rahmen unter anderem über Schwingungen und die Verbreitung von Schallwellen. Anschließend verband er seine musikalischen Erfahrungen mit den Grundsätzen der Physik und verfasste ein erstes eigenes Trommelstimm-Konzept. Wichtig war ihm hierbei vor allem, dass das ganze ohne „Fachchinesisch“ auskommt.

Er gab erste kleinere Stimm-Workshops. Die Teilnehmer waren vornehmlich Mitglieder von Trommler-Internetforen, der Rahmen insgesamt klein bemessen. Da das Angebot sehr gut angenommen wurde, stand irgendwann die Frage im Raum, ob man den Workshop-Teilnehmern die erlernten Basics nicht auch schriftlich mitgeben sollte. Die Antwort lautete „ja“, Schröder machte sich an die Arbeit und heraus kam statt eines kleinen Handouts ein umfangreiches Manuskript, welches die Grundlage seines Bestsellers werden sollte.

„Es war tatsächlich so, dass ich mit einem halb fertigen Buchtext 2007 auf die Musikmesse gefahren bin, nach Frankfurt. Ich hatte ein paar Exemplare davon ausgedruckt und mit zwei Pappen zwischen diese Klemmleiste gemacht und bin zu den Fachverlagen gegangen und hab das da abgegeben. Und ein paar Monate später kriegte ich dann einen Anruf: Ja, wir haben mal die ganzen Manuskripte von der Musikmesse durchgeackert. Wir können uns das vorstellen und lass uns mal ein bisschen näher drüber reden und so… Dann ging das plötzlich ganz schnell und es musste innerhalb von 3 Monaten fertig werden…“

„Das hat mir viele Türen geöffnet“

Die Zusage seines Verlages, das Buch rauszubringen, war gleichzeitig der Startschuss  für Schröders Selbstständigkeit als Trommelstimmer. Seit 2007 ist er im gesamten deutschsprachigen Gebiet für seine Kunden im Einsatz; er stimmt Trommeln oder zeigt, wie es geht. In den letzten zehn Jahren war er viel unterwegs: Im Studio, auf Festivals, in Musikgeschäften, auf Touren oder bei Workshops für Musiklehrer, die seine Techniken lernen wollten.

„In der Musik ist heute insgesamt weniger Geld drin als früher.“

 

Doch bei aller Liebe für die Musik ist Nils Schröder froh, noch einen festen Hauptjob in der IT Branche zu haben und nicht finanziell vom Trommelstimmen abhängig zu sein. Es gäbe sowieso nur wenige, die davon leben könnten – und diese seien nahezu die ganze Zeit unterwegs. Etwas, das man auch wollen müsse. Auch wenn es ein paar Dinge gibt, die er rückblickend lieber anders gemacht hätte, beantwortet er die Frage, ob er es anderen empfiehlt, sich selbstständig zu machen, ganz eindeutig:

„Ja, auf jeden Fall. Mal davon abgesehen, dass ich glaube, dass die typische Erwerbsarbeit, wie wir sie heute haben, in 20-30 Jahren kaum noch Grundlage fürs Leben sein kann. Ich würde mich so ärgern, wenn ich Ideen habe und die kann ich nicht umsetzen. Wenn man nicht wirklich will, hat man Gründe und wenn man will, dann hat man Ziele. Und wenn ich denke, dass ich irgendwas hab, was richtig gut ist, dann will ich das auch machen. Das mache ich mit meiner Band, mit meiner Musik, auch so.“

www.der-trommelstimmer.de